Jahresabschluss

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Was für ein Jahr. Ich habe mal versucht, es chronologisch zu sortieren. Es war ein erstaunlich langweiliges Jahr und trotzdem stellenweise furchtbar aufregend.

Das Jahr hat so begonnen, wie es bei vielen Menschen beginnt. Mit guten Vorsätzen. Wenn ich mir meinen Kalender so anschaue, war ich eigentlich schon ziemlich verrückt im Kopf. Zwei Wochen lang habe ich in meinem Outlook alles extrem genau geplant. Jede Minute eines Tages war irgendwie blockiert mit Terminen. Mit persönlichen und beruflichen. Highlight Anfang des Jahres (mehr oder weniger): Der Abschluss der Star Wars Triple-Trilogie. Mit “Rise of Skywalker” haben wir neun vollständige Filme erreicht 🙂

Die Kalender-Sache hat nur zwei Wochen gehalten. Das war sogar mir zu nerdig. Was da aber in Sachen Planung noch “gut” funktioniert hat, war das Tracken von Kalorien und Makronährstoffen. Da war ich noch in dieser engen Welt des kontrollierten Essens. Aber ich hatte mit 13. April auch noch ein Ziel vor mir: Ich musste noch einiges an Gewicht verlieren.

In den folgenden Wochen verlief das Jahr erstmal friedlich. Es gab keine besonderen Vorkommnisse. Erst Anfang März geriet nicht nur die Welt, sondern auch mein Kalorientracking ins Wanken. Als “Erholung” vom gezügelten Essen stand erstmal ein mehrere Wochen dauernder Binge-Eating Marathon an. Gefühlt bestand der ganze März nur aus Essanfällen. Dann kam irgendwann Mitte März der Lockdown und ein völlig neues Gefühl.

Im Gegensatz zu vielen Menschen fühlte ich mich nicht eingesperrt und hatte verglichen mit vielen Schwurblern keine Angst um meine Grundrechte. Dass es aber für viele Menschen Konsequenzen in gesundheitlicher, monetärer und psychischer Form haben wird, war leider damals auch schon klar. Ich bin wirklich froh, dass ich bislang sowohl gesundheitlich als auch arbeitstechnisch und so alles zusammen ohne irgendwelche Probleme davongekommen bin. *knockonwood*

Das Bingen wurde langsam etwas weniger, die Depri-Phasen auch und der eigene Selbsterhaltungstrieb hat dafür gesorgt, dass ich mich wieder mehr mit mir auseinandersetze und mich nicht mehr so gehen lasse. Irgendwann um diese Zeit hab ich dann auch das erste Mal von Cornelia Fiechtl erfahren. Ihr Instagram Account wurde mir von einer Freundin zugespielt und ich fand den Ansatz von Achtsam Essen und intuitivem Essverhalten auf Anhieb so viel richtiger als alles andere bisher ausprobierte. Aber es war auch in der Vergangenheit immer alles im Moment richtig.

Mitte April wäre es dann soweit gewesen. Mein großes Ziel – eine Thailand Reise. Ein wenig Abenteuer, ein wenig Ruhe und einfach eine schöne Zeit. Natürlich wurde nichts daraus. Nach gefühlten 27 Jahren in der Warteschleife von Austrian Airlines und einigen Mails mit meinem Unterkunftsanbieter konnte ich die Reise um ein Jahr auf April 2021 verschieben. Dass das wohl auch wieder nichts wird, ist wohl jetzt schon klar. Mein Unterkunftsanbieter ist mittlerweile insolvent, die Kohle ist futsch und ich versuche einen neuen Abflug irgendwann Ende nächsten Jahres. Die Sonne scheint auch nächstes Jahr noch in Asien, also Schwamm drüber.

Eigentlich bin ich im Nachhinein froh darüber, dass es nichts geworden ist. Ich wäre ohnehin noch nicht bereit dazu gewesen. Mit meinem extremen Übergewicht und einem instabilen Bezug zu Essen, macht Urlaub eigentlich keinen Spaß. Schon gar nicht, wenn man an irgendeinem thailändischen Strand Angst haben muss, dass dich die Aktivisten von Greenpeace ins Meer zurückziehen wollen. 😉 Der ist alt, musste aber sein. Greenpeace ist super! Ich spüre jedenfalls, dass mich das in einem Jahr nicht mehr belasten wird.

Die folgenden Monate blieben komisch. Ende Mai war endlich wieder einmal ein Wien-Ausflug drinnen und irgendwann Anfang Juni kam eine Spur weit Normalität zurück. Aus dem Dauer-Homeoffice wurde ein teilweise Homeoffice und man konnte wieder jederzeit in einem Gastgarten den Feierabend genießen.

Ein Gamechanger kam dann Ende Juni, als ich mit Cornelia den Podcast aufgenommen habe. Ausgestrahlt wurde er erst einige Wochen später, aber die Resonanz darauf war für mich echt enorm. Teilweise erreichen mich heute noch Nachrichten dazu. Fragen, Wünsche, auch dumme Kommentare, aber im Prinzip eine echte spürbare Veränderung. Das alles in Kombination mit dem Achtsam-Essen Kurs, dem ich von September bis Dezember beigewohnt habe, hat einiges im Kopf verändert. Zum Guten. Die nächsten Monate und Jahre werden es zeigen. Der Bezug zum Essen hat sich jedenfalls verändert. Binge Eating wird weniger. Es geht bergauf.

Der Start dieses Blogs hat ebenfalls zur Veränderung beigetragen. Andere Menschen mit ähnlichen Sorgen erreichen und damit ein wenig zu zeigen, dass man nicht alleine ist, ist ein schönes Gefühl. Ebenso der offene Austausch mit den vielen Rückmeldungen über die sozialen Medien. Danke an dieser Stelle an Riccarda, die mir immer wieder etwas Zeit zum Ausmerzen von orthographischen Diskrepanzen schenkt 🙂

In der Zeit rund um Weihnachten werde ich mich ein wenig zurücknehmen. Die sozialen Medien werde ich zurückschalten und die ungewohnt viele Freizeit bewusst genießen. Nachdem ein Treffen mit Familie und Freunden eh nur sehr eingeschränkt möglich sein wird, möchte ich die Zeit so intensiv wie möglich nutzen und gleichzeitig aber auch mir selbst mehr Zeit schenken. Meine Weihnachtsgeschenke an mich sind heuer einige professionelle Coaching-Stunden und ein Paar neue Trekking-Schuhe, da ich wieder öfter draußen unterwegs bin.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr. Es stehen uns allen sehr viele Herausforderungen bevor. Mögen wir sie alle gemeinsam meistern!

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